“Klingende Architektur" oder “Die 4. Dimension der Architektur Betrachtung"
Architektur und Musik oder Musik und Architektur stehen seit der Antike in einem direkten inhaltlichen Zusammenhang.
Die alten Griechen haben ihren Göttern Töne und Tonfolgen zugeordnet, die sich in den entsprechenden Tempeln wiederfinden lassen. Über Jahrtausende waren diese geheimnisvollen Verwandtschaften Architekten und Baumeistern wohl bekannt und sind bis heute in der Proportionierung von Kirchen, Palästen, Tempeln und Villen ablesbar. Erst in der Neuzeit ging dieses Wissen allmählich verloren und Architektur und Musik stehen scheinbar ohne Berührungspunkte nebeneinander.
Ein weiterer Zusammenhang zwischen Musik und Architektur besteht in dem harmonikalen Vergleich. Hier ist die Mathematik das eigentliche Verbindungsglied. Genauso, wie man sich ein Intervall räumlich vorstellen kann, ist es natürlich auch möglich, sich Räume bzw. Formen klanglich vorzustellen. Ob ein Entwurf ausgewogen oder unharmonisch wirkt, hängt wesentlich von den zugrunde liegenden Proportionen ab.
Die in der Musik verwandten Töne lassen sich auf einfache ganzzahlige Schwingungsproportionen zurückführen, die als harmonisch empfunden werden. Dass aus dem unendlichen Vorrat unterschiedlicher Frequenzen nur ganz bestimmte Teilungsverhältnisse als wohlklingend empfunden werden, die auch in der visuellen Welt harmonisch wirken, lässt auf einen Proportionssinn des Menschen schließen, der über das rein Sichtbare hinausgeht.
Pythagoras lieferte 582 v. Chr. die eigentlich bis heute mehr oder weniger gültige Grundlage unseres Musikverständnisses: Pythagoras ging von der Zahl aus. Mit Hilfe des Monochord setzte er die Beziehung zwischen den Intervallen und der Länge einer Saite fest. Diese Raumverhältnisse der Intervalle sind geeignet, einen Bezug oder eine Vergleichsebene zur Architektur zu erstellen. Sinnvoll ist dies natürlich nur, wenn der Einzelton in Beziehung zu einem weiteren oder mehreren anderen gesetzt wird, sich also in einem Tonsystem befindet.
Heute ist es natürlich auch möglich, Töne über ihre Schwingungen zu definieren; dies eröffnet die Möglichkeit, auch mit Zwischentönen zu arbeiten, was uns in die Lage versetzt, geradezu jede beliebige Proportion in musikalische Zusammenhänge umzusetzen.
Auf diese Art und Weise ist es möglich, zu jedem Bauteil, bzw. zu jeder gebauten Proportion der alten Hubbrücke einen Klang bzw. ein Intervall zu zuordnen.
Mit diesem Umsetzungsprinzip habe ich die einzelnen Proportionen der alten Hubbrücke in Magdeburg Stück für Stück in Tonproportionen “übersetzt". Diese Intervalle ergeben, sind sie erst einmal in eine sinnvolle Reihenfolge gebracht, eine art
Brücken -
Da bei musikalischen Vorgängen immer auch die Zeit ein wichtiger Faktor ist, nehme
ich diesen Zeit-
Durch die entsprechende Beleuchtung, also ein In-
Die Komposition umfaßt fünf Teile oder Sätze:
Der erste Teil:
erfasst die Grundproportionen der drei Brückenteile: Stützen, Windrispen und die Fenster der Brückenköpfe.
Der zweite Teil:
beginnt mit Details: Knotenpunkten, Dreiecken, usw. Es erklingen aber auch Diagonale, Stützen, Windrispen und die oberen Brückenköpfe sowie der Besichtigungssteg.
Der dritte Teil:
besteht aus den vorderen und hinteren Brückenkopf deren Fenstern und Treppen.
Der vierte Teil:
macht die Einbauten zum Thema:die Segel und die Bar.
Der fünfte Teil:
besteht aus allen Hauptelementen der Brücke: Boden .Stützen, Brückenbogenund auch der Höhenversprung zwischen den einzelnen Brückenteilen werden hier zum Thema.
Durch die fast durchgehende Instrumentierung der einzelnen Brückenelemente werden die einzelnen Themen wie Stützen, Windrispen usw. klanglich nachvollziehbar und in den einzelnen Teilen wieder erkennbar.
Die rhythmischen Verschiebungen verweisen auf die durch Witterungsverhältnisse angerostete und dadurch uneben gewordene Oberfläche der Brückenelemente.
Uraufgeführt wurde die “Brückensymphonie" am 27.08.2005 auf der alten Hubbrücke in Magdeburg.
barklangbrücke: brückensymphonie